ἧπαρ τῶν αἰγῶν in Septuaginta (1. Regn. 19, 11–17) und Josephus (AJ 6, 11, 3–4)

Авторы

  • Alexander Gavrilov St. Petersburg Institute for History at the Russian Academy of Sciences, 7, ul. Petrozavodskaya, St. Petersburg, 197110, Russian Federation

DOI:

https://doi.org/10.21638/spbu20.2020.215

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Der Vergleich des hebräischen Originaltextes 1. Sam. 19, 11 –17, wo die Episode mit dem Trick der Saulstochter Michal vor den Boten Sauls erzählt wird, mit dem entsprechenden Passus der Septuaginta-Übersetzung (1. Regn. 19) zeigt einen krassen Unterschied: Statt des masoretischen Ausdrucks, der gewöhnlich als ‘Ziegen-Haargeflecht’ oder ‘Ziegenfell’ übertragen wird כּבְִיר העִזִּים) ) steht im griechischen Text ἧπαρ τῶν αἰγῶν, ‘Ziegenleber’. Die Entstehungsgründe dieser Merkwürdigkeit sind in der Forschung schon etliche Male erkannt worden; nach F. Field mag schon Origenes das hinter ἧπαρ steckende Geschichte des Abschreibens, Lesens und Deutens des Ursprungstextes treffend rekonstruiert haben, und zwar wie ein alexandrinischer Übersetzer a.a.O. hinter כבר oder כבד ein כבֵָד , also ‘Leber’, erahnt. Denn der Duktus von daleth und resh ( ד and ר) sah sehr ähnlich aus, was oft Anlass zu einer Verwechselung in beide Richtungen gab. Desto bemerkenswerter ist, dass die Masoreten die Lesart vorzogen, welche nicht allein traditionsmaßig, sondern auch sinngemäß bessere Chancen gibt, das einheitliche Bild von den virtuellen Geschehnissen zu bekommen: Ein behaarter Gegenstand auf dem Kissen kann doch natürlich den Eindruck eines Menschenkopfes machen. Was nun die allem Anschein nach fehlerhafte LXX-Deutung betrifft, so versucht Josephus Flavius (AJ VI, 11, 3–4), welcher, wie viele hellenistisch ausgebildeten Juden (u.a. Philo und Apostel Paulus), die Bibel in der griechischen Sprache popularisierte, diese Eigenheit der Septuaginta zu untermauern, indem er damit den eigentlichen Trick Michals verbindet: Wenn sie die mit einer Hülle verdeckte Ziegen-Leber leicht anrührt, antwortet die Masse mit einer Bewegung, welche den Eindruck eines mühsam atmenden ( σθμαίνειν) Menschen hervorruft. So entsteht aus einem (vermeintlichen) Überschrift- bzw. Übersetzungsfehler eine witzige Deutung, welche aus der Not eine Tugend macht und die Septuaginta über hebräisches Original zu erheben versucht.

Ключевые слова:

Hebräische Bibel, Septuaginta, daleth und resh, כבד statt כבר, Interpretation des Josephus Flavius, Hexapla des Origenes, veritas Hebraica, Hieronymus

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Опубликован

21.02.2021

Как цитировать

Gavrilov, A. (2021). ἧπαρ τῶν αἰγῶν in Septuaginta (1. Regn. 19, 11–17) und Josephus (AJ 6, 11, 3–4). Philologia Classica, 15(2), 416–423. https://doi.org/10.21638/spbu20.2020.215

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